Löwenburg Castle: A REAL CASTLE?!
TEXT: SILKE HENKELE I PHOTOS: MUSEUMSLANDSCHAFT HESSEN KASSEL
Although the Middle Ages, knights and minstrels have long been a thing of the past, castles still captivate our minds today.
“If you look at it objectively,” begins museum development planner Dr. Micha Röhring, “it’s quite an odd building: castle on the outside, albeit without any function, classicist castle within with representative spaces.”
We are talking about Löwenburg Castle, one of the many gems of Museumslandschaft Hessen Kassel, which is going to reopen after comprehensive restoration works on 15 July 2022.
Built at the end of the 18th century by Elector Wilhelm I, he pursued one goal: Löwenburg Castle was to display the power and endurance of the House of Hesse. On a side note: the elector never lived in this castle. The building represented the beginning of a romanticising return to the Middle Ages; a development that culminated in the idealised, pseudo-medieval castle of Neuschwanstein.
Der Kurfürst ließ ein Gebäude erbauen, in dem er nie lebte, und das den Anfang einer romantisierenden Rückbesinnung auf das Mittelalter darstellt, an deren Ende (der rückbesinnenden Romantisierung) das Schloß Neuschwanstein steht. Sprich, die Löwenburg stand am Anfang dieser architektonischen Entwicklung, Neuschwanstein am Ende. Dazwischen gab andere solcher Bauten in Deutschland (die Hohenzollernburg ist einer davon).
Asked about Löwenburg castle’s appeal, Röhring ventures an explanation: “The castle was built to give the impression of having been built in the Middle Ages. An inscription above the southern gate even claims, misleadingly by the way, that the castle was built in 1495. Varying window shapes and supposedly bricked-up windows and doorways are intended to suggest different construction phases – yet in fact, were all built at the same time. In order to fully appreciate the building and its various facets, visitors are advised to look closely and, as the castle refers to Bergpark Wilhelmshöhe and to the buildings within built by the elector’s ancestors, first take in its surroundings. Originally, only the keep was planned. But in the course of the construction works, the visions of the builder and his architect Jussow became grander. One can almost follow this thought development and planning process. One edifice here, another turret there… this human aspect, the development, the fulfillment of dreams, all render Löwenburg Castle very accessible, becoming a point of reference. Its turrets and architecture corresponds well to our ideas of what a castle should look like – thereby cementing its unique appeal.”
The original, well-preserved interior furnishings play a large part in this vivid experience as well. “Löwenburg Castle is not a ‘cleared out’ building,” stresses Röhring. “The tapestries, furniture and decoration date from the elector’s times and, despite their extraordinary state, are currently also being carefully restored. The interior spaces give the feeling of visiting a stately home, with its residents perhaps gone on a short trip. Everything feels alive.” ….thus bringing those Middle Ages back to life for visitors.
Eine richtige Burg?!
Obwohl das Mittelalter, Ritter und Minnesänger längst der Vergangenheit angehören, üben Burgen heute noch immer eine große Faszination aus.
„Ganz nüchtern betrachtet”, schmunzelt Museumsentwicklungsplaner Dr. Micha Röhring, „ist das schon ein recht eigenartiges Gemäuer: außen Burg, allerdings ohne Funktion, innen klassizistisches Schloß mit repräsentativen Räumen.”
Die Rede ist von der Löwenburg, einem der vielen Schmuckstücke der Museumslandschaft Hessen Kassel, die ab dem 15. Juli 2022 nach umfassenden Instandsetzungsarbeiten wieder komplett zu besichtigen sein wird. Erbaut Ende des 18.Jahrhunderts vom späteren Kurfürsten Wilhelm I., verfolgte dieser mit dem Bau der Löwenburg vor allem ein Ziel: Die Demonstration der Macht und der Langlebigkeit des Hauses Hessen. Bewohnt hat der Kurfürst die Burg, die am Anfang einer romantisierenden Rückbesinnung auf das Mittelalter stand und in der idealisierten, pseudomittelalterlichen Ritterburg Neuschwanstein ihren Höhepunkt fand, übrigens nie.
Nach der Faszination der Löwenburg gefragt, wagt Röhring den Versuch einer Erklärung. „Das Gebäude sollte ja den Eindruck erwecken, im Mittelalter erbaut worden zu sein. Eine Inschrift über dem südlichen Tor behauptet sogar fälschlicherweise, dass die Burg 1495 erbaut wurde. Unterschiedliche Fensterformen, vermeintlich zugemauerte Fenster- oder Türöffnungen sollen unterschiedliche Bauphasen suggerieren – entstanden allerdings tatsächlich alle zur gleichen Zeit. Um das Gebäude in all seinen Facetten zu erfassen, sollte man also genau hinsehen und zunächst auch das Umfeld auf sich wirken lassen. Die Burg nimmt nämlich Bezug auf den Bergpark Wilhelmshöhe, in dem sie steht, und auf die dort befindlichen Bauwerke der Vorfahren des Kurfürsten. Hinzu kommt, dass ursprünglich nur der Bergfried geplant war. Im Laufe der Arbeiten wurden die Visionen des Bauherrn und seines Architekten Jussow allerdings immer größer. Diesem Denk- bzw. Planungsprozess kann man fast beim Entstehen zusehen. Hier noch ein Gebäude, ein weiterer Turm. Dieser menschliche Aspekt, die Entwicklung und Erfüllung von Träumen, macht die Löwenburg zugänglich, nahbar, bietet für viele einen Anknüpfungspunkt, entspricht mit ihren Türmen und der verwinkelten Architektur wohl unseren romantischen Vorstellungen einer Burg. Und entwickelt damit ihre besondere Anziehungskraft.”
Einen großen Anteil an dieser ‚lebendigen’ Erfahrung trägt allerdings auch die praktisch noch original erhaltende Inneneinrichtung der Burg bei. „Die Löwenburg ist kein ‚leergeräumtes’ Schloß”, betont Röhring. „Die Tapisserien, Möbel- und Dekostücke – alles stammt noch aus der Zeit des Kurfürsten, und wird, obwohl außerordentlich gut erhalten, ebenfalls gerade mit viel Fingerspitzengefühl restauriert. Die Innenräume vermitteln eher das Gefühl, eine hochherrschaftliche Wohnung zu besuchen, deren Bewohner kurz in den Urlaub gefahren sind. Alles fühlt sich lebendig an.” – und erweckt damit mittelalterliche Träume zu neuem Leben.
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